Gebäude des damaligen Zentralverbands der deutschen Landwirtschaftswissenschaft (Forschungsdienst) und des früheren SS-Planungsamtes (Reichskommisariat für die Festigung deutschen Volkstums), Villa Podbielskiallee 25/27, Berlin-Dahlem (Foto: privat 11-99)
Der Erwerb der Villa erfolgte 1938 auf den Namen der "Vereinigung der Freunde und Förderer der Landwirtschaftswissenschaft e.V.." Das Haus mit repräsentativen Umbauten war zunächst Sitz des "Forschungsdienstes" als Zentralverband der deutschen Landwirtschaftswissenschaft und Sitz der Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung. Nach Ernennung von Professor Konrad Meyer zu Himmlers Planungschef im Herbst 1939 zog die Reichsarbeitsgemeinschaft aus. Die Villa wurde stattdessen auch Sitz der Planungsabteilung, später Stabshauptamt Planung und Boden bzw. Amtsgruppe C im SS-Hauptamt Reichskommissariat für die Festigung deutschen Volkstums mit einer Zweigstelle in Posen. Von 1940 bis 1941 bestand Weisungsbefugnis gegenüber den Zentralbodenamt in Berlin-Mitte. Das Planungsamt war untergliedert in die Arbeitsgebiete Planung, Bestandsaufnahme und Raumuntersuchung, Volksordnung, Raumplanung, Dorfbau, Städtebau sowie Landschaftsgestaltung- und pflege. Der Mitarbeiterstab blieb durch eine flexible Personalunion mit dem Universitätsinstitut Im Dol 27/29 klein und beweglich und umfasste am 31.8.1944 elf feste Mitarbeiter. In diesem Gebäude wurden bearbeitet und herausgegeben zwei vorlaufende Planungsskizzen, die Version des Generalplan Ost vom 15.7.1941 (verschollen), der "Generalsiedlungsplan" vom 29.10.1942 und die von Himmler unterzeichneten Allgemeinen Anordnungen, Grundsätze und Richtlinien für die rurale neue Siedlungsstruktur Mitteleuropas. Die Ostsiedlung wurde dabei integriert und kombiniert mit hochmoderner empirischer Sozialforschung: Im Rahmen der Großraumplanung zur "Sanierung" der personell überbelegten Freiteilungsgebieten des sogenannten Altreichs wurden ohne ihr Wissen trotz des Krieges 4.500 Dörfer mit rund fünf Millionen Einwohnern nach ökonomischer Lebensfähigkeit und rassenpolitischer Siedlungseignung (s. Wolfram Pyta, Das Dorf im Fadenkreuz der Politik). Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte die "planungswissenschaftlichen Arbeiten" in diesem Haus mit mindestens 510.000 Reichsmark. Nach dem Krieg wurde das Anwesen an die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft verkauft (Burchard 1993, S. 23; Meyer 1972, S. 83)
Originalbriefansicht Generalplan Ost vom 15. Juli 1941
(BAK, R 49/984, unpaginiert, Abdruck erfolgt im inhaltlichen Zusammenhang: jeweils Erläuterung und nachfolgend zugehörige Karte bzw. Tabelle; fehlende Karten und Tabellen sind in der Akte nicht vorhanden) aus: S. Schleiermacher (Hg): Der Generalplan Ost. Berlin 1993 Dokument 3 S. 96-117.
29. Oktober 1942
Vermerk
Betr: Generalsiedlungsplan - Dispositionen.
Der Generalsiedlungsplan zerfällt in seinem Gesamtaufbau in drei Teile:
Teil A = Einleitung
Teil B = Die Forderung
Teil C = Die Gestaltung
Die Einleitung stellt die Grundlagen der heutigen Siedlungsaufgaben fest, indem sie die Notwendigkeit, die Möglichkeit und den Willen zur Lebensraumausweitung aufzeigt und die daraus sich ergebenden Forderungen aufstellt (Umfang 2-3 Seiten)
Der Teil B, der die Forderungen des Generalsiedlungsplanes aufstellt, gliedert sich in 6 Kapitel:
liefert die weltanschauliche und ideenmässige Klarstellung des Gesamtproblems; Reichsidee und Nationastaatsgedanke, Volkstumsidee und Völkerordnung, Siedlungsidee und Wirtschaftstendenz werden in ihrem gegenseitigen Verhältnis abgewogen und zusammenfassend zur Darstellung gebracht. (Umfang: 12-15 Seiten).
stellt die Kardinalforderung auf, in welcher Zeit die Siedlungsaufgabe gelöst werden muss und begründet die Forderung aus den weltpolitischen Gegebenheiten heraus. (Umfang 2-3 Seiten).
erläutert die raumpolitischen Forderungen; die europäischen und deutschen raumpolitischen Voraussetzungen werden aufgezeigt und daraus die Gliederung (Dreiteiltukg) sowie die Wertigkeit dieser Räume abgeleitet. (Umfang 15 Seiten).
enthält die volkspolitische Forderung. Ausgehend von den biologischen, physiologischen und soziologischen Voraussetzungen im deutschen Volk, die im einzelnen zu erklären sind, werden die sich daraus ergebenden Forderungen abgeleitet. Anschließend wird die Stellung der Fremdvölker charakterisiert und das Verhältnis zwischen dem deutschen Volk und diesen Fremdvölkern klargestellt (volkstumspolitische Richtlinien). (Umfang 20-25 Seiten).
setzt sich mit den europäischen Voraussetzungen der materiell-wirtschaftlichen Gesamtlage auseinander und stelle die von der Wirtschaftspoliltik her zu erhebenden Forderungen klar. (Umfang 15-20 Seiten).
schliesslich zeigt die Wesensmerkmale eines Kolonisationsvorganges auf und entwickelt daraus die Forderungen an die deutsche Besiedlungspolitik (landsmannschaftliche Siedlung, Patenwesen usw.). (Umfang 15-20 Seiten).
Der Teil C, der die Durchführung der im Teil B aufgestellten Forderungen und die zu ihrer Durchführung notwendigen Maßnahmen aufzuzeigen hat, gliedert sich entsprechend de geforderten Dreiteiligkeit des Raumes in drei grosse Kapitel, von denen die beiden ersten wiederum in sich einen vollkommen analogen Aufbau zeigen. Kapitel 1 behandelt Volksraum, Kapitel 2 den Siedlungsraum.
Ausgegangen wird von der Grösse und Abgrenzung des Raumes. Daran schliessen sich die volkstumspolitischen Massnahmen, die sich mit den Fremdvölkischen in diesem Raum auseinandersetzen.
Als nächstes wird der deutsche Siedlungsvorgang (Bodenordnung, Sozialstruktur, ländliche und städtische Siedlung, landsmannschaftlicher Aufbau, Patentwesen, Siedlerbedarf und Siedlerdeckung, einschliesslich Siedlerreserve und Siedlerbewertung) behandelt. Gleichzeitig werden die deutschen Menschen betrefenden bevölkerungspolitischen Massnahmen in diesem Raum behandelt. In weiteren vier Punkten werden die Wirtschaftsordnung, das Recht, die Verwaltung und der materielle Aufbau festgelegt. (Umfang beider Kapitel rund 80.100 Seiten).
Das 3. Kapitel ist den Führungsräumen gewidmet, die nach ihrem Wesen unterschieden werden in völkische Reserveräume (Norden, Westen - Verwendungsfähigkeit der Menschen für rassische und siedlungspolitische Aufbauzwecke), völkische Aufbauräume (Baltikum, Krim - unterschieden vom eigentlichen Siedlungsraum durch Siedlungscharakter, Zeit, usw.), Wirtschaftsräume (Ukraine, Südosten - wo nur die Art der Wirtschaftsbeziehungen zu klären ist) und die Einflussräume (Kaukasus, Turkestan usw.). Entsprechend diesen Räumen sind vier Unterkapitel vorgesehen, die völlig ungleich untereinander entsprechend der Siedlungspolitik in den einzelnen Räumen die dort zu ergreifenden Massnahmen darzustellen haben, das grösste Gewicht wird gelegt auf das Kapitel über die völkischen Aufbauräume, das eine ähnliche Untergliederung besitzen wird wie die Hauptkapitel über den Volks- und Siedlungsraum. (Umfang 30 Seiten).
Gesamtumfang rund 200 Seiten, drei Grosskarten, 20 -25 Kleinkarten und Tabellen.
Die derzeitigen Flächen wurden dem Statistischen Jahrbuch 1941/42 entnommen, bzw. aufgrund der zu Verfügung stehenden statistischen Quellenwerke gemeindeweise errechnet.
Den künftigen Flächen wurden für die eingegliederten Ostgebiete (Umbauzone) und den Teilraum Litzmannstadt die Ergebnisse der bisherigen Planung zugrunde gelegt. Für Luxemburg, Lothringen und Elsass, Oberkrain und Untersteiermark, die Reichslande Böhmen und Mähren sowie für die übrigen Teilräume des Ostsiedlungsraumes und den Baltischen Raum wurden sie entsprechend geschätzt.
Als Siedlungssperrflächen sind Wasserflächen, Wege, landwirtschaftlich unbebaubare Flächen wie Industriegelände und Wehrmachtssperrzonen aufgeführt.
Als Unterlagen für die Ermittlung der Bevölkerungszahlen dienten: das Statistische Jahrbuch 1941/42, der Umsiedlungsspiegel und die Umsiedlungsberichte des Stabshauptamtes, sowie Erhebungen der Regierungen des Generalgouvernements und des Protektorats Böhmen und Mähren.
Die erstrebte Gesamtbevölkerungszahl wurde unter der Annahme einer völligen Eindeutschung der Gebiete ermittelt. Sie entspricht der unter Zugrundelegung einer gesunden Sozialstruktur erwünschten Einwohnerschaft. Für die eingegliederten Ostgebiete (Umbauzone) und für den Ostsiedlungsraum ist sie das Ergebnis der vorliegenden Volks- und Raumordnungspläne, für die übrigen Siedlungsgebiete ist sie aufgrund der bisherigen Planungserfahrungen geschätzt.
Die angeführte Gesamtzahl erstreckt sich nur auf die Erwerbstätigen und deren Zugehörige; es sind dabei die Rentner nicht mit berücksichtigt. Um das Altreich und die Siedlungsgebiete hinsichtlich der Bevölkerungsdichte vergleichen zu können, sind zur Gesamtsumme der erstrebten Bevölkerungszahl 10 v.H. für Rentner, Altenteiler u.ä. zugeschlagen und danach die Dichtezahlen je qkm in Spalte 2 ausgewiesen.
Bei der Zahl der vorhandenen deutschen Bevölkerung (nach Tabelle I, Spalte 9) sind 5 v.H. für Kriegsverluste in Abzug gebracht. Ihre Aufteilung in die Berufsgruppen wurde dort, wo keine statistischen Angaben vorliegen, entsprechend der beruflichen Gliederung der Gesamtbevölkerung vorgenommen. (...)
Das Mass der Eindeutschungsfähigkeit (Spalte 8) des vorhandenen Volkstums wurde angenommen für:
Franzosen, Slowenen, Tschechen: | 50% |
Polen | 5% |
Esten | 50% |
Letten | 30% |
Litauer | 15% |
In den eingegliederten Ostgebieten (Umbauzone) wurden die bisherigen Ergebnisse der Volksliste zugrundegelegt.
Die Siedlungsgebiete im Volksraum: Luxemburg, Lothringen, Elsaß, Oberkrain, Untersteiermark, Reichslande Böhmen und Mähren, Eingegliederte Ostgebiete (Umbauzone) werden in den Tabellen ausführlich aufgeführt (hier nur sumarisch)
Der Ostsiedlungsraum: Litzmannstadt, Krakau, Lemberg, Lublin, Warschau, Bialystok werden ebenso ausführlich aufgeführt, hier nur verkürzt summarisch.
Der Baltische Raum umfasst die 21 Städte: die Großstädte Reval, Riga, Wilna, die Mittelstädte Dorpat und Kauen sowie die Kleinstädte in Estland: Wesenburg, Walk, Arensburg, Pleskau, Pernau, Narwa; in Lettland: Windau, Libau, Mitau, Jakobstadt, Rossitten, Dünaburg; in Litauen: Moscheiken, Schaulen, Schwencianen, Ponewesch.(Sie sind der sumarischen Betrachtung nachgestellt und stehen ein wenig außerhalb).
Siedlungs- gebiet im Volksraum | Ost- siedlungs- raum | gesamt | (Balt. Raum) | |
---|---|---|---|---|
Fläche in qkm | 135.775 | 193.773 | 329.548 | 226.000 |
LN derzeit | 88.493 | 121.512 | 210.005 | 134.990 |
LN zukünftig | 78.401 | 95.104 | 173.505 | 103.700 |
Bevölkerung | ||||
derzeitige Gesamtzahl | 17.278.200 | 19.045.000 | 36.323.000 | (7.226.000) |
erstrebte Bevölkerungszahl | 12.915.300 | 10.234.000 | 23.149.300 | 5.225.000 |
vorh. dt. Bevölkerung | 4.848.100 | 451.400 | 5.299.500 | 2.300 |
Eindeutschungsfähige | 4.549.000 | 883.000 | 5.432.000 | 2.111.000 |
Siedlerbedarf | 3.518.200 | 8.899.600 | 12.407.800 | 3.111.700 |
Nichteindeutschungsfähige, rassisch Unerwünschte |
7.881.200 | 17.710.600 | 25.662.000 | 5.112.700 |
Die Tabelle I (Raum und Bestand) führt nach der Gesamtfläche und der Landwirtschaftlichen Nutzfläche auch die derzeitige und künftige forstwirtschaftliche Fläche sowie die künftige Siedlungssperrflächen auf. Die Zahl der Deutschen wird absolut, in Prozent der Gesamtbev., und Anteil der Reichsdeutschen, Umsiedler und Volksdeutschen angegeben. Tabelle II (Erstrebte Bevölkerungszahl und Siedlerbedarf) unterscheidet bei den vier Gruppen erstrebte Bevölkerungszahl, vorhandene deutsche Bevölkerung, Eindeutschungsfähige und Siedlerbedarf stets zwischen land- und forstwirtschaftliche Berufszugehörige und nicht land- und forstwirtschaftliche Berufszugehörige.
In der Tabelle III: Erstrebte Verteilung der landwirtschaftlichen Betriebsgrößen wird die exakte Zahl der künftigen Gutshöfe, Großufen, Hufen, Kleinbetriebe und Spezialbetriebe in den sieben Siedlungsgebieten des Volksraumes, den sechs Gebieten des Ostsiedlungsraumes und den baltischen Rraum aufgeführt, Gesamtzahl der dortigen landwirtschaftlichen Betriebe ohne Baltischen Raum: 310.000.
A. Altreich: | ||
---|---|---|
1. restliche Lagerumsiedler: | 77.000 | |
2. beim Umbau des Altreiches werdenfrei nach 30 Jahren: | 8.235.000 | |
3. laufender Überschuß ab 1945 nach 30 Jahren: | 2.598.000 | |
zusammen: | 10.910.000 | |
B: Gemanische Länder: |
||
Norwegen: | 200.000 | |
Schweden: | 120.000 | |
Dänemark: | ------- | |
Niederlande: | 300.000 | |
Belgien: | 480.000 | |
zusammen: | 1.100.000 | |
C. Volksdeutsche aus Übersee: |
200.000 | |
Alle zusammen: | 12.210.000 |
Derzeitiger Bevölkerungsstand 36,323.200 zu 23.149.300 erstrebte Bevölkerungszahl.
wird als Differenz zum Siedlerbedarf von 12.447.800 ein "Fehlbetrag" von 73.600 land- und forstwirtschaftlichen und 124.200 nichtagrarisch berufszugehörigen Siedlern, gesamt ein "Fehlbetrag" von 197.800 Siedlern konstatiert.
VI-1/375/42
Tgb. Nr. 118/42
Referent: Oberführer Meyer
Anlage: 1
Geheim
An Reichsführer SS
Berlin SW 11
Prinz-Albrecht-Str.8
Reichsführer!
In der Anlage wird gehorsamst die beim letzten Vortrag von Oberführer Professor Meyer am 13.11. 1942 befohlene Zusammenstellung von Grundzahlen und Karten als Unterlage für einen Generalsiedlungsplan vorgelegt.
Der Chef des Stabshauptamtes: gez: Greifelt SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei |
Der Reichsführer SS Tgb.-Nr. 47/20/43 g |
Feld-Kommandostelle, 12.1.1943
Geheim!
SS-Oberführer Prof. Meyer
Berlin-Halensee
Kurfürstendamm
Lieber Meyer!
Bei der ersten Durchsicht des Generalsiedlungsplanes möchte ich
Ihre Frage, die Sie bei Ihrem letzten Besuch noch stellen wollten,
beantworten.
In den Ostsiedlungsraum ist Litauen, Lettland, Estland,
Weißruthenien und Ingermanland ebenso wie die ganze Krim und
Taurin einzubeziehen.
Dies mache ich einmal als erste Bemerkung, damit Sie den Plan
entsprechend umarbeiten können.
Heil Hitler! Ihr gez. H. Himmler |
N.S.
diese genannten Gebiete müssen total
eingedeutscht bzw. total besiedelt werden.
Der Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums Stabshauptamt Hauptabteilung Planung und Boden Amt VI Der Chef des Planungsamtes SS-Oberführer Prof. Meyer |
Berlin, den 22. März 1945 Podbielskiallee 25/27 Fernsprecher: 89 90 01 u. 89 78 72 |
An den
Präsidenten der
Deutschen Forschungsgemeinschaft
Herrn Min. Direktor SS-Brigadeführer
Prof. Dr. M e n t z e l
Berlin-Steglitz
Grunewaldstraße 35
Betrifft: | Bereitstellung eines Forschungskredites von RM 100.000,-- zur Durchführung von planungswissenschaftlichen Arbeiten für das Rechnungsjahr 1945/46 |
Sehr geehrter Herr Präsident!
Im Auftrag von SS-Oberführer Prof. Meyer, der zur Zeit bei der Truppe ist, möchte ich auch für das kommende Rechnungsjahr um Bereitstellung von Forschungsmitteln zur Durchführung planungswissenschaftlicher Arbeiten des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums bitten. Prof. Meyer wäre Ihnen außerordentlich dankbar, wenn Sie ihm für sein Planungsamt auch für das kommende Etatsjahr einen im Vergleich zum Vorjahr um 30.000.-- gekürzten Betrag, also insgesamt RM 100.000.-- zur Verfügung stellen lassen würden. Es wird gebeten, die Hälfte dieses Betrages als freien Verfügungsbetrag einzuräumen, während der verbleibende Rest von RM 50.000.-- wiederum wie im Vorjahre in Form von Forschungsaufträgen abgerufen werden wird.
Prof Meyer hat für die Betreuung dieser Forschungsmittel für die Dauer seiner Abwesenheit von Berlin Prof. Boesler, Jena, beauftragt.
Im Auftrag:
gez: Gebert
Die Durchführung dieser "lebensentscheidenden Kulturaufgabe der Gegenwart" (Mäding 1943a:24) erforderte selbstverständlich auch finanzielle Mittel (Fußnote1). Die Etatposten für das RKF waren im Haushalt des Reichsministeriums des Inneren verankert. Da aber der Reichshaushaltsplan nicht weiter untergliedert, welche Summen auf die einzelnen Amtsgrupen bzw. Ämter des RKF entfallen, lassen sich hieraus keine direkten Aussagen über den Finanzetat des Planungsamtes ableiten. Die Besoldung der Inhaber von Planstellen beim RKF erfolgte außerdem nicht durch das Reichsinnenministerium, sondern durch den Reichsführer-SS, die Kosten waren daher nicht unter dem beim Haushalt des Reichsministeriums des Inneren ausgewiesenen Kapitel 1, Titel 1 d (RKF) ausgewiesen (vgl. BAKk, Reichshaushaltspläne 1940 ff., RD 47).
Ein Teil der planungswissenschaftlichen Arbeiten sowohl der direkt beim RKF angestellten Mitarbeiter wie auch vor allem von freien Mitarbeitern bzw. Angehörigen verschiedener Universitäten wurde nicht aus Haushaltsmitteln des RKF, sondern über Drittmittel finanziert. Die Informationen darüber sind lückenhaft. Ein ehemaliger Mitarbeiter des Instituts für Agrarwesen und Agrarpolitik erinnert sich: "Das Finanzierungsgebahren dieses politischen Amtes war großzügig und für Außenstehende nicht bekannt bzw. nicht durchschaubar. Es dürfte zutreffend sein, daß auch der Forschungsrat angezapft wurde" (Morgen, schriftlich 17.05.1983). Allerdings ist nachweisbar, daß die Deutsche Forschungsgemeinschaft der Planungsabteilung in den Rechnungsjahren 1941/42 bis 1944/45 insgesamt 510.000 Reichsmark zur Verfügung stellte, für die Rechnungsjahre
1941/42 | 100.000 RM |
1942/43 | 150.000 RM |
1943/44 | 130.000 RM |
1944/45 | 130.000 RM |
(Fußnote: vgl. BAK, R 73/13127, Schreiben RKF an DFG vom 27.04.43; vgl. Schreiben DFG an RKF vom 07.05.1943; vgl. Schreiben DFG an RKF, ohne Datum (April 1944).
Sogar für das Rechnungsjahr 1945/46 beantragte das Planungsamt noch kurz vor Kriegsende, am 22. März 1945, weitere 130.000 RM zur "Durchführung planungswissenschaftlicher Arbeiten des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums". Von diesen Summen wurden dem Amtsleiter Meyer jährlich ca. die Hälfte zur freien Verfügung bewilligt, d.h. er konnte kurzfristig ohne lange Antragsverfahren über sie verfügen." (Ende des Auszugs Gröning 1987)
Nachbemerkung: Die an das Planungsamt bewilligen Forschungsmittel 1941-1944 entsprachen einem prozentualen Anteil von eineinhalb bis zwei Prozent des DFG-Jahreshaushalts.