Zu den ideologisch-rassistischen
Personalsäuberungen ab 1933 führen Arno Kalinich und Dr. Horst-Peter Wolff aus
(Geschichte der Gesundheitsstadt Berlin-Buch, Frankfurt a.M. 2010, 3. Auflage S.
110 ff):
Die Disziplinierung der
Beamtenschaft wurde vor allem von der Entlassung derjenigen begleitet, die auf
der Grundlage des am 7. April 1933 erlassenen Gesetzes zur Wiederherstellung des
Berufsbeamtentums als Juden davon betroffen wurden.
Aus vier Bucher Anstalten wurden die Ärztlichen Direktoren
und zahlreiche ihrer Mitarbeiter vertrieben.
Die Führung dieser "Säuberung des Gesundheitswesens von Marxisten, Juden und
anderen unliebsamen Elementen", wie es im Nazijargon hiess, lag bei
SS-Sturmbannführer Dr. Wilhelm KLEIN, der am 13. März 1933 den zurückgetretenen
Stadtmedizinalrat von DRIGALSKI als "Stadtkommissar für das Gesundheitswesen"
ersetzt hatte. Entlassen wurde [u.a.]
Prof.
Karl BIRNBAUM,
Direktor der Heil- und Pflegeanstalt, der bereits Anfang Mai vom Rektor der
Friedrich-Wilhelms-Universität als Lehrstuhlinhaber beurlaubt worden war und am
11. September 1933 vom preußischen Innenminister endgültig in den Ruhestand
verabschiedet worden war. (...)
S. 112/113/114:
Entlassen wurde auch Otto MASS, der
Ärztliche Direktor des Hospitals Buch-Ost, das seit Anfang 1933
Ludwig-Hoffmann-Hospital hieß. MAAS soll nach Palästina emigriert sein.
Aus der Leitung des Hospitals Buch-West musste Lasar
DÜNNER zwangsweise ausscheiden.
Iwan Rosenstern, Ärztlicher Direktor der
Kinderheilanstalt Buch, durfte als hochdekorierter Frontoffizier des I.
Weltkrieges 1933 noch in seinem Amt verbleiben. Allerdings musste er, nach
Aufforderung, am 7. April 1933 seinen Sitz im Vorstand der Berliner Gesellschaft
für Kinderheilkunde zur Verfügung stellen. .. Der beliebte Kinderarzt emigrierte
in die USA und konnte in Chicago die Leitung eines Kinderhospitals übernehmen.
Ähnlich erging es Prof. Rudolf Jaffé.
(..) Erst am 9. März 1934 wurde ihm seine Stellung gekündigt. Prof. JAFFÉ
emigrierte im folgenden Jahr nach Venezuela, wo ihm an der Universität Caracas
ein Lehrstuhl angeboten worden war. Er starb dort am 30. März 1975.
Außer den bisher erwähnten leitenden Ärzten wurde eine Reihe weiterer aus
rassistischen bzw. politischen Gründen entlassen. Dazu gehörten die Oberärzte
SCHÖNEBECK und
DRAECK sowie der Assistenzarzt Werner
HEILBRUN aus der Heil- und Pflegeanstalt. HEILBRUN, der seit
1930 in Buch arbeitete, emigrierte nach Frankreich und fiel am 12. Juni 1937 als
Arzt in den Interbrigaden bei Kampfhandlungen des spanischen Bürgerkrieges.
Weiterhin entlassen wurden, z.T. auch erst 1934, aus den Hospitälern die
Dirigierenden Ärzte Max DUDZUS und
Georg KATZ, sowie die Oberärzte
Max BLUM, Siegfried OSTROWSKI
und Felix LESSER. KATZ emigrierte in die
USA, wo er die Leitung eines jüdischen Hospitals in New York übernehmen konnte.
OSTROWSKI war zuletzt Professor für Chirurgie und Leiter eines Krankenhauses in
Tel Aviv.
(...) Die KLEINsche "Säuberungsaktion" kostete in Buch
etwa 100 Mitarbeitern den Arbeitsplatz.